Freitag, 17. Juli 2009

Der wunderschöne Absatz

Allora, wo soll ich anfangen.. Es hat sich seit dem letzten Blog-Entry soviel getan, dass ich mich schon nur noch schwer an alles erinnern kann! Aber gut, versuchen wir die letzten Tage zu rekonstruieren.. :-) Am Samstag bin ich gegen Nachmittag/Abend von Brindisi nach Lecce gefahren, eine Distanz von ca. 1/2h mit dem Zug. Am Bahnhof wurde ich schon von meinem Couchsurfing-Host Silvio abgeholt. Ein recht kleines, quirliges, sportliches Kerlchen, das mir von Anfang an recht sympathisch war. Er wohnt etwas außerhalb von Lecce, in einem kleinen Örtchen, Cavallino, wo die Piazza am Abend voll mit Kartenspielenden, quatschenden Männern ist, wo Autos nur selten zu sehen sind, und wo man seine Haustür, auch wenn man nicht zuhaus ist, ohne Bedenken, offen lassen kann! Also deffinitiv ein Teil Salentos, den ich ohne Couchsurfing nicht gesehen hätte.. Wenig später kam dann noch eine andere Couchsurferin an, Michelle, eine Amerikanerin aus Philadelphia, die ebenfalls von Silvio gehostet wird. Silvios Haus/Wohnung ist recht klein, besteht auch nur aus 2 Zimmern, also einem Eingangsbereich und einem Schlafzimmer mit 2 Betten, und so hat er uns das Schlafzimmer überlassen, und ist für diese Tage auf die Couch im Wohnzimmer/Eingangsbereich gezogen!! Den Abend verbrachten wir mit einigen Freunden Silvios, unter anderem auch mit einem anderen Couchsurfer, Michele, der ca. 200m von Silvio entfernt in Cavallino wohnt, und seinem Gast, einem Mädel aus Hong Kong, Catherine. Michele und Silvio sind ziemlich gut befreundet und machen auch mit ihren Gästen recht viel gemeinsam! Ist auch viel lustiger beide zusammen als Stadtführer und Unterhalter zu haben, die zwei im Duo sind unschlagbar! :-D Für den Sonntag hatten unsere Hosts einen Tag am Meer eingeplant. Michele jedoch hatte zu tun, und so ist Silvio mit uns 3 Mädels und noch 3 anderen Freunden, die wir am Abend zuvor kennengelernt hatten, ans Meer gefahren! Bis knapp vor der Abfahrt war jedoch noch immer nicht klar wohin wir fahren wollten, wir mussten noch die Windlage checken! :-) Hört sich vielleicht komisch an, hier in Salento macht mans aber wirklich so…! Kommt der Wind von Norden, fährt man ans ionische Meer. Kommt der Wind von Süden fährt man ans adriatische Meer! So kann man sicher sein, einen wunderschönen, ruhigen Tag am Strand verbringen zu können, ohne dass einem die ganze Zeit alles um die Ohren flattert! :-) Der Wind kam von Norden, also laut Milchmädchenrechnung wars Zeit für das ionische Meer! :-) Wir entschieden uns für Porto Cesareo, einem kleinen Ort in der Nähe von Gallipoli. Das einzige Problem bei dieser Rechnung ist, dass fast alle auf dasselbe Ergebnis kommen, und so verbringt man dann halt einem Sonntag Nachmittag mit vielen anderen zuerst im Stau und dann am Strand. Aber gut, das Meer entschädigt für ALLES!!!Ich bin mir wie in der Karibik vorgekommen…:-) Und ich kann ein weiteres Mal bestätigen, dass die Strände, die wie Fotomontage aussehen, wirklich existieren!! Gegen Abend sind wir wieder nach Lecce zurück und nach einer schnellen Dusche haben wir uns wieder alle zusammen zum Pizzaessen getroffen.Also das muss ich wirklich sagen, die Gastfreundlichkeit, Geselligkeit und Herzlichkeit, die einem hier entgegengebracht wird bekommt man so schnell in keinem anderen Fleckerl Erde zu spüren. Auch wenn man sich nicht wirklich kennt wird man sofort in Gespräche eingebunden, alle wollen wissen woher man kommt, was man tut, wies kommt, dass man Salento als Reiseziel gewählt hat, und das schöne ist, dass man sich nicht wie ein Tourist vorkommt, sondern als Freund, der halt grad mal auf Besuch in Salento vorbeischaut! Und obwohl alle schon ziemlich müde waren und am nächsten Tag zur Arbeit mussten, machten sie sich nach dem Abendessen noch die Mühe uns in eine „nahegelegene“ Stadt, Otranto, zu bringen um uns auch dort noch herumzuführen.Otranto ist eine kleine, echt herzige Stadt mit einem wunderschönen Altstadtkern, einem Castello (wie fast in jeder Stadt hier), vielen Kirchen und einem guten Eis! :-)Unter Tags ist Otranto fast ausgestorben, abends füllen sich dann die Restaurants und nachts erst dann die kleinen Gässchen mit Einheimischen, die noch einen kleinen Spaziergang nach dem Abendessen machen, und (wenigen ausländischen, vor allem italienischen) Touristen. Das ist, besonders für mich jetzt auch, das, was ich echt genieße…ich kann mich auf italienisch konzentrieren, und muss nicht immer zwischen Italienisch und Englisch pendeln. Für mich ists ein absoluter Vorteil die ganze Zeit auf italienisch zu reden, für ausländische Touristen jedoch ists umso schwieriger sich hier zurecht zu finden, weil Englisch nicht wirklich eine Option ist… Na gut, am Montag musste ich halbwegs früh raus, weil mich Michele nach Lecce bringen musste bevor er zur Arbeit fuhr. Ich hatte es mir mit den 2 Amerikanern, Christine und Ben, beim Bahnhof in Lecce ausgemacht, weil wir zusammen einen Ausflug nach Gallipoli, an die ionische Küste machen wollten. Jedoch ist es nicht wirklich so einfach dorthin zu kommen! Mit dem Auto sagen wir wären es im schlimmsten Fall 45-60 Minuten Fahrt gewesen, mit dem Zug (nebenbei gesagt, ein ziiiiiiemlich cooler Zug..!) waren es knappe 2 Stunden!Aber gut, wir hatten ja Zeit!Also sind wir gegen Mittag in Gallipoli angekommen, haben ein bissl Stadtbesichtigung gemacht und haben uns dann auf den Stadtstrand gehaut. Stadtstrand hat einen etwas negativen Touch, deshalb versuche ich es noch besser zu schildern: ein blau-türkisfarbenes Wasser, ein Sandstrand, wenige Leute, kleine Kirchen herum, ein paar Restaurants… :-)Also nix mit grausligem Wasser, verdreckter Strand, komische Leut….etc.!! Doch wurde es uns schnell zu heiß, die Sonne ist doch recht unbarmherzig in den letzten Tagen hier.. Deshalb beschlossen wir essen zu gehen. Und was wäre naheliegender als ein Fischrestaurant..!!! :-) Noch dazu, weil Christine und Ben schier verrückt nach Meeresfrüchten, Fisch und das ganze Zeug sind. Tja, das hat mich dann dazu gebracht auch mal in ein Fischrestaurant zu gehen! (wohlgemerkt…ich hatte Ravioli mit Tomatensauce…OHNE Fisch! ;-) ) Ben hatte sich eine ganz schöne Portion vorgenommen, also so richtig, mit Antipasti, Primo und Secondo, und auch Christine hat ordentlich Fisch gefuttert! :-)Dementsprechend brauchten wir auch 2h bis wir alle fertig waren. Und danach gabs natürlich einen richtig guten Kaffee…mit Mandelsirup…mmmmmmhhhhh!!Nebenbei, der Kaffee mit Mandelsirup ist hier eine Spezialität und ich unterwerfe mich nur zu gern den hiesigen Bräuchen und schlürfe „caffe al ghiaccio con latte di mandorla“, also ein Tässchen Espresso, das in ein Glas mit Eiswürfeln und Mandelsirup gegossen wird. :-D Nach dieser Orgie blieb eh nicht mehr viel Zeit um Gallipoli zu erkunden…aber Zeit für ein Eis war allemal noch :-)Als wir dann am Bahnhof ankamen wurde ich von Silvio abgeholt und nach Hause gefahren, Christine und Ben nahmen den Zug zurück nach Brindisi. Nach einer erfrischenden Dusche bekamen wir von Silvio unser Abendessen…Frise! Eine weitere Spezialität von Salento! Im Großen und Ganzen ists schnell, einfach und wirklich keine Hexerei, aber gut bis zum Umfallen! Frise oder auch Friselle sind Weckerl, die noch in der Bäckerei im Ofen getrocknet, und somit für lange Zeit haltbar gemacht werden, und die man, bevor man sie isst, in Wasser taucht und dann nach Belieben belegt. Die typischen Frise hier werden nur mit Tomaten, Salz Oregano und Olivenöl belegt, jedoch kann man sich jede nur erdenkliche Abwandlung einfallen lassen, von Mozzarella bis Thunfisch….jeder belegt sich seine Frise wie er möchte! Das besondere an diesen „aufgeweichten Weckerl“ ist, dass sie nicht wirklich gatschig sind, sondern saftig mit zugleich einer Kruste…eine herrliche Kombination! Schade, dass ich keinen Platz in meinem Gepäck habe um die Frise für weitere 5 Wochen in meinem Rucksack zu transportieren…aber viell.werd ich mal ein Packerl mit Essen bestellen, das sie mir dann schicken :-D Nach dem Abendessen machten wir dann noch einen kleinen Spaziergang in Lecce, das wie immer in einem Eis endete.. :-P Aber so wurde ich auch in Lecce herumgeführt! :-) Lecce ist eine ausgesprochen schöne Stadt mit viele barocken Bauwerken und einer enormen Anzahl an schönen Kirchen. Im Mittelalter wars so, dass ein jeder Orden eine eigene Kirche erbauen ließ, und klarerweise wollte ein jeder die schönste aller Kirchen erbauen. Somit klarerweise ist Lecce eine einzige Kirchenlandschaft! :-) Dienstags musste ich noch früher aufstehen, weil ich mit Silvio mitfahren wollte um zum Bahnhof zu gelangen, weil ich mich wieder mit Christine und Ben treffen wollte. Pech nur, dass die 2 in Brindisi verschlafen hatten, und so musste ich einige Zeit warten bis wir losfahren konnten. Zeit genug um Lecce auch bei Tag noch mal zu besichtigen… :-)Unser Ziel dann aber war Santa Maria di Leuca, also das unterste Ende des Absatzes des Italien-Stiefels.Angeblich soll man bei einer besonderen Wind-und Sonnenlage die Grenze erkennen können, wo das ionische und das adriatische Meer zusammenkommen….hmmm…anscheinend war grad an diesem Tag nicht die richtige Wind-und Sonnenlage, weil wir außer Wasser nichts erkennen konnten, also die klare Grenze der 2 Meere war nicht ersichtlich..aber naja, man kann nicht alles haben ;-) Zumindest gabs auch hier einen schönen „Stadtstrand“, auf dem wir einige Zeit verweilten.Leider ist die Busverbindung in Salento hier nicht sehr optimal, es gehen halt alle paar Stunden mal die Busse…deshalb sollte man genau planen wann man wie wohin fahren will…sonst kommt man nicht weit! Das war genau unser Problem. Eigentlich wollten wir so gegen 7 wieder in Lecce sein, da es aber keinen Bus von halb3 bis 7 am Abend gab, mussten wir den um 7 nehmen, und so waren wir erst gegen 9 in Lecce. Dort setzten wir uns noch mit Silvio und Freunden kurz auf ein Gläschen Rotwein zusammen bevor ich mich von Christine und Ben verabschieden musste. Die zwei mussten nämlich Mittwoch abends dann die Fähre nach Griechenland nehmen um nicht allzu in Verzug mit ihrem Reiseplan zu kommen. Deshalb machte ich mich am Mittwoch allein auf den Weg um weitere schöne Plätze in Salento zu entdecken. Ein Geheimtipp von Michele war Torre dell’Orso (übersetzt: Turm des Bären..) an der adriatischen Küste. Ebenfalls mit dem Bus erreichbar, jedoch nur zu sehr bestimmten Zeiten… ;-) Aber ich habs geschafft noch vor Mittag dort zu sein, eine echte Meisterleistung! :-) Und ich wurde für die Reise belohnt!!! Ein Strand, wie man ihn noch nicht gesehen hat!! Hellblau, türkis in Strandnähe, dunkelblau etwas weiter draußen, sauberstes Wasser (selbst der Geschmack des Wassers in Salento ist anders…besser als z.B. das Wasser an der Amalfiküste! ;-) )Also blieb ich einige Zeit dort, erkundete die Gegend und fuhr gegen 5 weiter nach Otranto, also eh die Stadt, wo ich eh schon am Abend mal war…ich wollts nur auch am Tag noch mal sehen. Dort wurde ich dann von Silvio Michele und Michelle, also der anderen Couchsurferin, eingeholt und wir fuhren mit dem Auto noch weiter in den Süden, an der Küste entlang, nach Castro.In Castro nahmen wir noch während Sonnenuntergang einen kleinen Aperitivo ein, dann gings wieder zurück nach Lecce, also eigentlich Cavallino, und bald darauf ins Bett. Eigentlich wollte ich ja am Donnerstag wieder nach Brindisi fahren, ich hab mich aber echt noch nicht von dieser Region trennen können, und so fragte ich obs denn möglich wäre noch einen Tag länger zu bleiben…kein Problem! :-) Und so stellten sie mir noch mal einen Tagesplan auf, diesmal sollte es nach Porto Selvaggio gehen, einer unter Naturschutz stehenden Bucht, wo keine Autos, keine Boote und nix fahren durfte, das einzige was erlaubt war, war in Ruhe baden, unter Pinien zu liegen, dem Konzert der Zikaden zu lauschen…ja, es war wirklich so!!Das Wasser war etwas kälter als in den übrigen Plätzen, die ich bis dahin gesehen hatte, weil die Bucht nicht nur von Meerwasser, sondern auch von einer Süßwasserquelle gespeist wurde, die klarerweise kälter war als das Meer!Ein Paradies auf Erden, ruhig, durch die Pinien nicht allzu heiß…ach.. perfekt zum Relaxen!! Wieder gegen 5 ging mein Bus zurück nach Lecce, wo mich Michele nach Cavallino brachte. Zum Abendessen waren wir diesmal bei Michele eingeladen. Herrlicher Büffelmilchmozzarella und Tomaten als Antipasti und Pasta con Melanzani als Hauptspeise. Ohne Worte :-)Danach wollten wir noch zu einem Fest in einer nahegelegenen Stadt gehen, wir waren aber alle schon zu müde als das noch zu schaffen, also blieben wir zuhaus und gingen halbwegs früh schlafen. Heute war ich noch in Cavallino, hab einen Tag gefaulenzt, dann gings wieder zurück nach Brindisi, wo mich Maurizio wieder bei sich aufnahm! Kleines Fazit von Puglia: ein wunderbares Fleckerl Erde, megauntouristisch und wirklich wunderschön!! Absolut eine Reise wert, auch wenn der Tourismus bald seine Krallen in all die schönen Plätze hier schlägt…ich werde ewig dankbar sein noch vor der Tourismuswelle hier gewesen zu sein! Und auch tausend Dank an Silvio und Michele, sie haben sich wirklich eine Riesenmühe gemacht um meinem Aufenthalt unvergesslich zu machen!

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